Was bedeutet der Begriff Alexithymie?

Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt:

Keine Worte für Gefühle.

Wie äußert sich Gefühlsblindheit?

Personen mit Alexithymie haben Schwierigkeiten, ihre eigenen emotionalen Bedürfnisse und Gefühle zu erkennen und zu verstehen.

Sie können auch Schwierigkeiten haben, die Emotionen anderer zu verstehen oder sich in sie hineinzuversetzen.

Ist Alexithymie eine Krankheit?

Nein. Alexithymie wird nicht als Krankheit oder Störung betrachtet, sondern als Persönlichkeitsmerkmal, das aus einer Kombination von biologischen, psychologischen und Umweltfaktoren besteht.

Es gibt Hinweise darauf, dass Gene bei der Entstehung von Alexithymie eine Rolle spielen können, aber es ist wahrscheinlich, dass eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren dazu beiträgt, dass Alexithymie entsteht.

Woran kann man Gefühlsblindheit erkennen?

Es gibt einige Anzeichen und Symptome, die auf Alexithymie hinweisen können:

  • Schwierigkeiten bei der Identifikation eigener Gefühle: Eine Person mit Alexithymie kann Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Emotionen zu erkennen.
  • Probleme bei der Beschreibung eigener Gefühlen: Eine Person, die gefühlsblind ist, kann Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle in Worte zu fassen oder sie zu beschreiben.
  • Schwierigkeiten bei der Verständigung durch Gefühle: Eine Person mit Alexithymie kann Schwierigkeiten haben, die Gefühle anderer zu verstehen oder sich in andere Personen hineinzuversetzen.
  • Eine Person mit Alexithymie kann eine starke Vorliebe für praktische und rationale Überlegungen haben und Schwierigkeiten haben, emotionalen oder intuitiven Überlegungen miteinzubeziehen.

Wissen Betroffene, dass sie gefühlsblind sind?

Nicht unbedingt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit Alexithymie sich ihrer Probleme bezüglich ihrer emotionalen Wahrnehmung und Regulation nicht bewusst sind.

Da es für sie schwierig sein kann, ihre eigenen Emotionen zu erkennen und zu beschreiben, können sie auch Schwierigkeiten haben, zu erkennen, dass sie im Vergleich zu anderen Menschen eingeschränkte emotionale Fähigkeiten haben.

In vielen Fällen wird die Gefühlsblindheit durch das Feedback von Freunden, Familienmitgliedern oder Therapeuten entdeckt, die sich wundern und die Betroffenen auf Abweichungen hinweisen.

Wer ist von Alexithymie betroffen?

Alexithymie kann bei Menschen jeden Alters, Geschlechts, Bildungshintergrundes und Kultur vorkommen.

Studien haben gezeigt, dass Alexithymie häufiger bei Männern als bei Frauen vorkommt und dass es eine gewisse genetische Komponente gibt.

Zudem kann Alexithymie bei Menschen mit bestimmten psychischen Störungen, wie Angststörungen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen, häufiger vorkommen.

Auch Menschen ohne jegliche psychische oder medizinische Probleme können an Gefühlsblindheit leiden

Alexithymie und Autismus

Studien haben gezeigt, dass Menschen mit ASS häufiger Symptome der Alexithymie aufweisen als die allgemeine Bevölkerung.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Menschen mit Autismus Alexithymie haben und umgekehrt nicht alle Menschen mit Alexithymie auch an Autismus leiden.

Es kann sein, dass bestimmte Merkmale des Autismus, wie Schwierigkeiten bei der Verständigung von Emotionen und sozialen Interaktionen, zu Symptomen der Alexithymie beitragen.

Verdacht auf Alexithymie?

Bitte denk daran, dass nicht alle Menschen mit Alexithymie alle diese Symptome haben müssen und dass jeder Mensch unterschiedliche Symptome und Schweregrade aufweisen kann.

Wenn du vermutest, dass du oder jemand, den du kennst, an Gefühlsblindheit leidet, ist es wichtig, eine Fachperson, wie z.B. einen Psychiater oder Psychologen aufzusuchen, um eine genaue Diagnose und eine geeignete Behandlung zu erhalten.

Was kann man bei Gefühlsblindheit tun?

Betroffene Menschen sollten sich professionelle Hilfe suchen, um ihre emotionalen Fähigkeiten und ihr Wohlbefinden zu verbessern.

Einige Behandlungsmöglichkeiten:

  • Psychologische Beratung oder Psychotherapie
  • Kunsttherapie
  • Körperorientierte Therapien (z.B. Tanzen, Malen)
  • Medikamentöse Behandlung (in bestimmten Fällen)
  • Arbeit an Beziehungen (z.B. Paartherapie)
  • Stressmanagement-Techniken (z.B. Progressive Muskelentspannung, Yoga)
  • Emotionsregulationstraining.

Wichtig zu beachten: Jeder Mensch ist individuell und reagiert unterschiedlich auf Behandlungen.

Eine erfolgreiche Behandlung hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. der Schwere der Symptome, der Art der Alexithymie und dem individuellen Bedarf der betroffenen Person.

Es kann daher hilfreich sein, unterschiedliche Behandlungsmethoden auszuprobieren, um herauszufinden, welche am besten funktionieren.

Ein Beispiel aus der Praxis

Caro* ist Anfang 30, sie hat Schwierigkeiten, ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken.

Sie weiß oft nicht was sie fühlt und ist im Umgang mit ihren Gefühlen generell sehr unsicher.

Karo meidet nähere Kontakte zu Anderen.

Für sie ist es schwierig, ihrem Partner und ihrer Familie zu sagen, was sie fühlt.

Dadurch ist es schwer für sie, enge Beziehungen zu führen.

Caro ist oft einsam.

Auch im beruflichen Leben hat Caro Schwierigkeiten, ihre Gefühle im richtigen Kontext zu verstehen und sie angemessen auszudrücken und auf Anforderungen zu reagieren.

Dies führt häufig zu Missverständnissen und Konflikten mit Kollegen und ihrer Chefin.

Als Caro zu mir in die Beratung kommt, erkunden wir zunächst ihren Zustand und legen ihre Ziele fest.

Mit Übungen und Trainings lernt sie erst ihre Situation zu verstehen und dann, ihre Gefühle besser wahrzunehmen und auszudrücken.

Mit der Zeit bessern sich ihre Fähigkeiten und sie weiß jetzt, was mit ihr los ist.

Caro kann jetzt ihr Gefühlsblindheit in schwierigen Situationen ansprechen und dadurch Missverständnisse vermeiden.

Durch ihre verbesserten Fähigkeiten und ihren neuen Umgang mit ihrer Alexithymie verbessern sich Caros Beziehungen.

Sie ist heute zufriedener und fühlt sich wohler, auch in ihrem Job läuft es besser.

Caro hat jetzt mehr Spaß an ihrer Tätigkeit, denn jetzt weiß sie, wie sie mit ihren Kollegen umgehen kann.

*Der Name wurde geändert.

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