Seitdem ich Ende 2021 – besser spät als nie – völlig überraschend meine Autismus-Diagnose erhalten habe, ist absolut nichts mehr so wie es einmal war. Ohne es zu wissen, lebte ich für viele, viele Jahre eine Identität, die es so eigentlich nie gab.

Das klingt ganz schön verrückt, oder? Genau so ist es. Gelegentlich kommt es vor, dass die Natur ungewöhnliche Wege geht.

Hinter mir liegen einige wirklich heftige Zusammenbrüche und der lange und schmerzhafte Verlust von meinem alten Selbst.

Vor mir liegen viele neue Anfänge und der Aufbau meiner neuen Identität in dem Teil der Welt, der für dich sichtbar ist.

Was mein Motto für mich bedeutet, was das alles mit dir zu tun hat und wie es weiter geht, das erzähle ich dir im folgenden Artikel.

Was war vor der Diagnose?

Ganz ehrlich? Es war turbulent. Vieles war seltsam, einiges sehr schmerzhaft und man könnte mein Leben wohl als eine Art kreativen Prozess beschreiben. Mein Leben war vieles, doch 2 Beschreibungen brachte es nie hervor: normal und Standard.

Für mich gab es immer 2 Welten.

Eine Welt in der ich lernte, wenn auch unter großer Anstrengung „gut zu funktionieren“, normal zu wirken, gesteckte Ziele zu erreichen und wünschenswerte Lebenswege zu gehen. Und dann gab es da eine Zweite: Ich war anders, fiel bei so ziemlich jeder möglichen Gelegenheit unfreiwillig aus der Reihe, mein Verhalten fiel auf, meine Bedürfnisse tanzten aus der Reihe. Spezielle Wahrnehmungen, intensive Gefühle, verschiedene Formen von Zusammenbrüchen und einige andere sehr seltsame Symptome sorgten garantiert dafür, dass es in meinem Leben immer aufregend blieb. Ich war meist auf die eine oder andere Art anders. Seit meiner Kindheit war vieles speziell und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Nach außen hin führte ich meistens „ein ziemlich geregeltes Leben“, immer irgendwie mit einem Schuss „speziell“. Es fühlte sich an, als wären Konfetti und Special-Effekts bei meiner Ankunft direkt mit dazu geliefert worden.

Anders wurde bereits sehr früh mein zweiter Vorname und ich gewöhnte mich daran. Auf meinen Wegen bekam mein Anders viele Namen und Beschreibungen, es gab viele Versuche es zu verstehen und Hilfe für meine Schwierigkeiten zu bekommen.

Diese Versuche waren leider nicht besonders erfolgreich, denn wie sich 2021 zeigen sollte, war so manche Überlegung und Beschreibung zwar einigermaßen in die richtige Richtung gegangen, doch gleichzeitig zeigte sich, wie meilenweit von der Wahrheit das entfernt war und wie sehr man sich irren kann.

Der Tag, an dem die Tricks des Zauberers enthüllt wurden

Mein Leben war in 2020 und 2021 mal wieder dabei, auf unerklärliche Art und Weise irgendwie aus den Fugen zu geraten.

Das war zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich besonders, denn solche Dinge hatte mein Leben relativ regelmäßig zu bieten. Bereits seit der Grundschule fabrizierte mein Leben faszinierende Abweichungen von den um mich herum üblichen Standards. Es lief meist anders als bei anderen, war schwieriger, seltsamer und brachte garantiert immer wieder eine große Bandbreite an Seltsamkeit hervor.

Was passierte, ergab oft weder für mich, noch für andere einen Sinn. Niemand konnte erklären, warum die Dinge bei mir „irgendwie anders“ liefen. Für mich blieb oft ein Eindruck von Zauber und Magie zurück, denn man sah die Ergebnisse, Special Effects und unsichtbare Wände und wie bei jedem guten Zaubertrick wusste man nicht im entferntesten, wie er funktionierte.

Es hatte sich in den Jahren vorher bereits langsam angekündigt, mein Zustand hatte sich fast unbemerkt verschlechtert, die Symptome nahmen zu. Im Sommer 2021 erreicht das Drama dann seinen Höhepunkt, ich erlitt eine Reihe von sehr heftigen Zusammenbrüchen, die schwerwiegende Folgen für mich hatten und nach einer erneuten sehr intensiven, gründlichen, langwierigen und zeitaufwändigen Diagnostik erhielt ich dann, völlig überraschend die „alles auf den Kopf stellende“ Information, dass ich Autistin bin.

Aus der Zauber. Nun wurde der Zauberer enttarnt, seine Tricks wurden enthüllt. All die Illusionen, Fantasien und die Magie des Unerklärlichen und Unsichtbaren wurden durch eine schlichte, massive und sehr beeindruckende Wahrheit enthüllt.

Die Wahrheit lag jetzt, ganz deutlich sichtbar und zum ersten Mal greifbar, direkt vor mir. Ich konnte es nicht fassen.

Was geschah danach?

Es war ein riesiger Schock. Es folgte lange Stille. Versuche des Verstehens und Begreifens. Verlust von Bekanntem, Vertrautem und von meiner Identität. Unfreiwillig begann eine ganz neue Reise für mich. Ich recherchierte, studierte, zerbrach, baute neu auf. Ich hatte viel zu bewältigen und noch mehr zu lernen. Mir fehlten oft die Worte und mein Hirn kam bei all den Veränderungen selten schnell genug hinterher. Zwischenwelten begleiten mich seit meiner Kindheit, doch die, in denen ich mich nun wiederfand, hatten eine ganz andere Qualität als alles bisher gekannte. Ich hatte die Antwort gefunden, nach der ich all die Jahre so verzweifelt gesucht hatte. Diese Antwort war schrecklich und heilsam in derselben Sekunde. Sie nahm mir alles, was ich glaubte über mich zu wissen, lies mich in Trümmern zurück und sie wartete darauf, dass ich die Geschenke darin entdeckte. Nach der Bewältigung des Schocks konnte meine Heilung jetzt endlich beginnen.

Mittlerweile konnte ich bereits einige Facetten neu zusammensetzen, einige Dinge haben in der Zwischenzeit einen neuen Platz gefunden und konnten sich neu ordnen. Bei anderen Facetten bin ich noch mittendrin und es ist auch heute stellenweise noch ziemlich aufregend und beeindruckend, die ganze Geschichte zu verstehen. Mehr darüber erzähle ich dir aber ein anderes Mal.

Was hat das alles mit dir zu tun?

Falls du dich fragst was das alles mit dir zu tun hat, will ich es dir sagen: Ich bin für dich da! Ich bin ja nicht nur meine private Version, sondern auch seit fast 10 Jahren in meinem Traumjob, der Beratung und Begleitung von Menschen tätig. Nach all den Wendungen, Erfahrungen und Erlebnissen in und mit meinem eigenen Leben und mit all den Erfahrungen aus den vielen Jahren meiner Berufstätigkeit war für mich eins klar:

Niemand soll länger mit dieser Art von Besonderheiten allein umgehen müssen. Es gibt viel zu darüber zu wissen, wie man funktioniert und wie Dinge funktionieren, wenn man ein sehr besonderes Naturell hat. Man kann sein Wohlbefinden und seine Lebensqualität stärken und verbessern, wenn man weiß, wie das geht und jemanden hat, der einem zur Seite steht. Ich habe Andersglück gegründet, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer so ein Leben sein kann, wenn einem Antworten fehlen und man damit allein gelassen wird. Falls du also mit deiner Hochsensibilität zu kämpfen hast, dein Thema Autismus heißt, oder ich sonst etwas für dich tun kann, lass es mich bitte unbedingt wissen. Ich bin für dich da!

Walking in my shoes

Walking in my shoes habe ich zu meinem Motto für 2023 gemacht, weil es genau das für mich bedeutet.

Ich werde nach all den Jahren des nicht Wissens und aus dem Umstand heraus, dass ich bisher nicht wirklich ich selbst sein konnte und nicht wirklich mein Leben leben konnte, 2023 nun eeeeendlich die ersten offiziellen Schritte als ich selbst machen.

Wie aufregend! Walking in my shoes… Der Name ist Programm.

Hallo Welt – Hier bin ich und ich bin gar nicht wirklich verzaubert, ich bin nur Autistin.

Kommst du mit?

So, jetzt weißt du also auch Bescheid. Persönlich stehe ich nun an einem weiteren Anfang meines neuen Lebensabschnittes und am Beginn einer spannenden und bezaubernden Entdeckungsreise. Beruflich hab ich mich als „alter Hase“ ebenfalls in neue Gefilde bewegt und habe mit Andersglück einen neuen Raum geschaffen. Andersglück ist der Raum für all die Besonderheiten, Themen, Herausforderungen, Fragen und Wünsche, die so ein anders sein, wie Autismus oder Hochsensibilität für Betroffene, Angehörige, Freunde und Kollegen mit sich bringt. Gerne möchte ich dich und dein anders kennenlernen. Wenn du die Reise zu deinem Andersglück antreten möchtest, sieh dich gerne mal in meinen Angeboten um.

Wenn du mir eine Nachricht schreiben willst, kannst du das gerne an: mail@andersglueck.de oder über mein Kontaktformular.

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